Jungen im Alter zwischen neun und dreizehn Jahren gehen dem Qualitätsfernsehen verloren, sie wandern als Konsumenten ab. Könnte es sein, dass dabei auch die Heldenfiguren von Bedeutung sind, die Jungen in Qualitätssendungen präsentiert werden? Landläufig findet sich eine ganze Reihe von Vorstellungen darüber, was Jungen speziell „als Jungen“ an Fernsehfiguren gefällt (oder nicht), was sie – figurenbezogen – davon abhält, sich für bestimmte Serien oder Sendungen zu interessieren. Bei unserer Untersuchung darüber, wie Jungen Heldenfiguren im Fernsehen wahrnehmen, zeigte sich jedoch, dass es nicht die üblicherweise vermuteten Figuren-Qualitäten sind, die für Jungen attraktiv oder abschreckend sind. In ihrer Bewertung nehmen sie vielmehr Bezug auf eine Vielfalt von Qualitätsaspekten. Im Rahmen der Studie führten wir elf „Jungenworkshops“ in kleinen Gruppen und „Schul-Expertenrunden“ durch. Die Stichprobe umfasste insgesamt rund 150 Jungen. Für einen modernisierten Heldenweg jungenaffiner Fernsehfiguren scheint es insbesondere auf zwei Aspekte anzukommen: dass Aktivität (Handlungsorientierung) einen deutlichen Vorrang vor der Reflexion bekommt; und dass in der Darstellung von Helden nicht ausladend problematisiert wird, sondern Wege zur Lösung aufgezeigt werden, so dass es eine Befreiung vom nur Problematischen, Defizitären und Reflexiven gibt. Kurz: Probleme: Ja! – Problematisierung: Nein!
Ihr Ansprechpartner: Reinhard Winter