Mädchengesundheit, Frauengesundheit

Die Geschlechter zeigen sich in vielen Bereichen mit einem unterschiedlichen Krankheits- und Gesundheitsverhalten und werden auch unterschiedlich „behandelt“. Selbst dem auf der Erscheinungsebene gleichem Verhalten liegen oftmals unterschiedliche Motive zugrunde. Problemlagen bei Mädchen und Frauen sind oft eher verdeckt und wenden sich nach innen, während Jungen und Männer ihre Themen mehr ausagieren und damit „auffällig“ werden. Damit sind unterschiedliche Wahrnehmungen und Bewertungen durch Fachleute, aber auch in der Selbstdefinition und im sozialen Umfeld verbunden.

In der Praxis der Sozialen Arbeit wie auch im beruflichen Kontext wird häufig als Problem beschrieben, dass Mädchen und Frauen so häufig krank sind oder sich krank melden. Mädchen und Frauen scheinen sich Anforderungen oder Überforderungen eher dadurch zu entziehen, dass sie körperliche Symptome entwickeln, als dass sie offen rebellieren. Krankheit erscheint ihnen als legitimer, gesellschaftlich anerkannter Ausweg aus einer Überforderungssituation, ist allerdings als Problemlösungsversuch anzusehen, der eine aktive Übernahme von Verantwortung für das, was krank macht, was als belastend oder unzumutbar empfunden wird, zunächst nicht impliziert. Zusammen mit Fachleuten in betroffenen Institutionen muss der Sinngehalt solchen Verhaltens entschlüsselt werden, bevor wirksame Konzepte erarbeitet und Maßnahmen eingeleitet werden können.

SOWIT bietet Ihnen darüber hinaus geschlechterbezogene Unterstützung bei der Erstellung von Gesundheitskonzeptionen sowieSeminare zu Gesundheitsförderung, Ess-Störungen, selbstverletzendem Verhalten usw.

Ihre Ansprechpartnerin: Anja Wilser

Väterliche Autorität heute

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Elternrollen deutlich gewandelt. Mütter eroberten sich die berufliche Welt als etwas zunehmend Selbstverständliches. Und das gestiegene Interesse von Vätern an ihrer Familie, an Kindern, Erziehung und Küche ist an vielen Stellen erkennbar. So weit, so gut.
Die Kehrseite dieser an sich schönen Entwicklung zeigt sich im Verlust von alten Sicherheiten. Das betrifft das Vatersein an seiner zentralen Stelle. Galt der Vater über Jahrhunderte unhinterfragt als „Herr im Haus“, stellt sich die Frage nach seiner Autorität heute neu und anders. Der alte Patriarch hat ausgedient – aber was dann?
Vor allem wenn sie fehlt wird deutlich, dass väterliche Autorität durchaus auch erwartet wird: von der Partnerin, den Kindern und vom Vater selbst. Andererseits scheint das „Wie“ ziemlich offen: Mancher Vater zieht sich zurück, andere schießen übers Ziel hinaus. Die Rückkehr der Väter in die Familie ließ neue Rivalitäten und Statuskonflikte entstehen. Bei vielen Vätern macht sich Unsicherheit breit: Wie kann väterliche Autorität auf eine gute Weise gelingen?
Kinder brauchen vom Vater vor allem zweierlei: Nähe und Klarheit. Dieses Prinzip prägt auch seine Rolle und damit seine Autorität. Elternpaare müssen sich darin definieren und neue Spielregeln aushandeln. Keine leichte Aufgabe für den Vater, hier seine eigene Klarheit zu finden, seinen Platz einzunehmen und manchmal auch gegenüber der Frau behaupten.
Im Vortrag wird vorgestellt, wie das gelingen kann: Wofür die ganze Familie den Vater braucht und worauf sich deshalb eine moderne, persönliche väterliche Autorität stützen kann. Im Anschluss gibt es Zeit für Diskussionen und Fragen.

Ihr Ansprechpartner: Reinhard Winter

Was tun mit den Jungs?

Die pädagogische Arbeit mit Jungen braucht – neben theoretischen Begründungen – auch eine jungengerechte Methodik. Die passenden Methoden und eine methodische Vielfalt tragen dazu bei, Jungen und ihre Themen besser zu erreichen. Selbstverständlich kann keine Methode allein gute Praxis garantieren. Oft geht es in der Jungenpädagogik deshalb vor allem darum, die Praxis mehr auf die Bedürfnisse von Jungen auszurichten und handlungsbezogene Konzepte zu entwickeln.

Im Seminar werden jungenpädagogische Grundlagen für eine Arbeit mit Jungen vermittelt, die sich am „Gelingenden“ orientiert. Die eigene Rolle als Mann oder Frau in der Arbeit mit Jungen wird beleuchtet. Daneben werden erprobte Methoden vorgestellt und zum Teil selbst erfahren – exemplarisch etwa aus den Bereichen Sexualpädagogik, Suchtprävention, Medienpädagogik, Gewaltsensibilisierung und Aggressionskultivierung. Dabei wird auf eine Mischung von bekannten, aber auf Jungen hin modifizierten „Standards“ und von neuen Methoden geachtet. Zielgruppe des Seminars sind Männer und Frauen, die mit Jungen pädagogisch arbeiten.

Zugänge und Themen:

Warm up’s – Methoden zum Gruppe-Werden und sich kennen lernen
Aktionen und Erlebnispädagogik
Für den Kopf – die Infoblöcke: Lebenslage Junge-Sein, das Balance-Modell, Problemkonzentrationen
Aggressionskultivierung: Methoden zur Gewaltprävention und Selbstbehauptung
Sex-Packs: die spezielle Sexual-Pädagogik für Jungen
Jungenbezogene Suchtprävention
Video: Arbeit mit Videoproduktion und -präsentation
Szenen: Theaterpädagogische Arbeit mit Jungen
Rituale in der Arbeit mit Jungen
Reflexions-, Auswertungs- und Abschlussformen

Ihr Ansprechpartner: Reinhard Winter

Supervision und Coaching

Supervision und Coaching verstehen wir als zeitlich begrenzten Beratungsprozess, der bestimmte Entwicklungsthemen von Einzelnen, Teams oder von Projekten und Institutionen fokussiert. In diesem Sinn werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von uns themen- und zielorientiert supervidiert. Mit einer eigenen Perspektive auf Führungsthemen coachen wir Führungskräfte im Kontext unserer fachlichen Schwerpunkte. Darüber hinaus kann es um individuelle Standortbestimmung und Entwicklung in beruflich bedingten Umgestaltungsprozessen oder in Phasen beruflicher Veränderung gehen. Unsere Spezialität sind die Projektbegleitung und eine Beratung bei Implementierungsfragen.

Dabei sind wir unabhängig und stehen außerhalb der Interessen in Ihrem Arbeitsfeld. Wir denken systembezogen und arbeiten ziel- und lösungsorientiert. In einem Vorgespräch erläutern wir Ihnen unsere Vorgehensweise bei Supervision und Coaching. Je nach Bedarf schlagen wir eher ein kompaktes Vorgehen oder einen fraktionierten Beratungsprozess vor. Wir kennen unsere Grenzen und empfehlen Kolleginnen oder Kollegen, wenn wir einen Auftrag nicht bearbeiten können, oder lehnen Aufträge ab, die wir für nicht erfüllbar halten. Wir sind methodisch kompetent und verfügen über ein breites Spektrum von Interventionen. Unsere Analyseinstrumente fördern Ihr Bewusstsein, Ihre Verantwortung und Handlungsfähigkeit.

Ihr Ansprechpartner: Gunter Neubauer

Frauen in Organisationen und Institutionen

In nahezu allen Bereichen sozialer Arbeit stellen Frauen die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten dar. Schon aus der Tatsache dieses Geschlechterverhältnisses heraus entsteht die Notwendigkeit, sich mit den Auswirkungen auf Teamstruktur, Leitungsfragen und Kommunikationsmuster auseinanderzusetzen.

Wie gehen Frauen mit Leitung und Führung um? Welche Erwartungen werden an sie gestellt?
Wie gehen Frauen mit Macht um? Müssen sie „mächtiger“ auftreten, um ihre Stellung zu wahren?
Wie gehen Frauen mit Konflikten (im Team) um? Erleben sie sich als Vermittlerinnen?
Wie gehen Frauen mit männlichen Kollegen um? Gibt es Unterschiede?
Gibt es „typische“ Rollenverteilungen und Aufgaben? Wie kommt das?

Aus einer systemischen Perspektive ergeben sich hier interessante und neue Zugänge: Wir konstruieren unsere Wirklichkeit selbst – so auch eine „Gender-Wirklichkeit“. Die „Wirklichkeit“ von Frauen und Männern in Institutionen ist (auch) ein aktiv und in wechselseitigen Wahrnehmungs- und Zuschreibungsprozessen kreierter Vorgang. Ein veränderter Blick auf die eigene Wirklichkeit hat Auswirkungen auf Gesamtbild und Gesamtstruktur – und damit erleben wir uns (wieder) als handlungsfähige und gestaltende Akteurinnen sozialer Bezüge.

Dieses Beratungsangebot richtet sich an einzelne Frauen und Teams. Vereinbaren Sie ein Vorgespräch, bei dem wir Ziele, Form und Dauer einer Beratung klären können.

Ihre Ansprechpartnerin: Anja Wilser

Medienforschung: Fernsehen

In den vergangenen Jahren haben wir im Auftrag des IZI – das ist das Kinder- und Jugendforschungsinstitut des Bayerischen Rundfunks – mehrere Medienforschungsprojekte durchgeführt. Drei davon stellen wir hier kurz vor.

Das Variablenmodell „Balanciertes Junge- und Mannsein“

Das Variablenmodell „Balanciertes Junge- und Mannsein“ dient uns als ein Hintergrund in der Praxisentwicklung, -bewertung und -beratung. Wir haben es im Zusammenhang mit einer Studie zu Lebenslagen von Jungen und jungen Männern entworfen (Winter/Neubauer: Kompetent, authentisch und normal? Köln 2004). In der Anwendung öffnet das Modell neue Horizonte der Wahrnehmung von Jungen und Männern sowie neue Ansätze für die praktische Arbeit mit ihnen (Winter/Neubauer: Dies und Das! Tübingen 2001).

Das Balance-Modell besteht aus acht Paaren von Aspekten. Der Begriff „Aspekte“ meint mögliche Kompetenzen und männliche Potenziale.

Konzentration Integration
Aktivität Reflexivität
Präsentation Selbstbezug
(Kulturelle) Lösung (Kulturelle) Bindung
Leistung Entspannung
Heterosozialer Bezug Homosozialer Bezug
Konflikt Schutz
Stärke Begrenztheit

In der Balance zwischen den Aspektpaaren, aber auch zwischen den Aspekten insgesamt liegt das männliche Potenzial in der Moderne: Ein „guter Mann“ oder „gelingendes Mannsein“ ist dadurch charakterisiert, dass die Potenziale jeweils auf beiden Seiten entwickelt sind. Bildlich gesprochen arbeitet das Modell mehr mit dem Käse und weniger mit den Löchern. Wenn wir in der Arbeit mit Jungen und Männern am Gelingenden ansetzen heißt das allerdings nicht, die schwierigen Seiten auszublenden. Es geht mehr darum, sie zu verstehen und für adäquate männliche Äquivalente zu sorgen: Jungen und Männer bekommen dabei etwas, was ihnen vorenthalten wurde.

Aber Vorsicht: Mit dem Modell wird kein neues „Leitbild“ für Männer entworfen. Es führt vielmehr weg von Generalisierungen und öffnet die Qualität von Bandbreiten, ohne auf scheinbar eindeutige traditionelle Stereotype zurückzufallen. Es ist deshalb wie die Moderne selbst: variabel, schillernd und entwicklungsoffen.

Das Modell ist zwischen Theorie und Praxis angesiedelt. Damit ist es nicht einfach „umsetzbar“, sondern braucht Konkretisierungen und die Übersetzungsleistung. Dann kann es in der stärkenden oder Stärken-orientierten Arbeit mit Jungen und Männern hervorragend angewandt werden: bei der Planung oder Diagnostik, für die Analyse von Gruppen und Institutionen oder zur Reflexion pädagogischer Prozesse.

Ihr Ansprechpartner: Reinhard Winter

Figurationen – Jungen und ihre Fernsehfiguren

Die Studie beschäftigt sich mit der Bedeutung beliebter Fernsehfiguren für Jungen. Interessant ist vor allem, was Jungen in die Figuren aktiv „hineinsehen“, also was sie auf die Figur als Bewältigungsunterstützer projizieren. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Interviews mit Jungen (Stichprobe: 40 Einzelinterviews, zusätzlich Gruppeninterviews mit weiteren 40 Jungen). Die Untersuchung konzentriert sich auf das Alter zwischen acht und elf Jahren – medienpädagogisch und forschungsbezogen sicher eine besonders schwierige Zielgruppe. Im Vordergrund stehen aktive Aneignungs- und Bewältigungsprozesse in Bezug auf die Nutzung des Fernsehens: Die geschlechtsbezogene Lebenslage „Jungesein“ in der frühen Jugendphase generiert Themen und Fragestellungen, die (u.a.) über Aneignungsprozesse bewältigt werden. Fernsehen ist eine Form der Aneignung und Bewältigung solcher Themen. Jungen sehen auch deshalb fern, um diese Themen gespiegelt zu bekommen und sie sukzessiv zu bewältigen. Dafür suchen sie sich Sendungen (Sendungsformate, -typen), vor allem aber auch Figuren, die sie bei der Aneignung und Bewältigung solcher Themen begleiten, unterstützen oder perspektivisch-antizipatorisch tragen.

Mädchen, Jungen und ihre Fernseh-Erotik

Mädchen und Jungen sind manchmal unterschiedlich. Alle wissen, dass das vor allem dort der Fall sein dürfte, wo es um Körper, Erotik und Sexualität geht. Aber wie sehen solche Unterschiede aus? Jenseits von stereotypen Vorstellungen und Alltagswissen ging es im „Erotikprojekt“ darum, die Themen Mädchen, Jungen und ihre Fernseherotik aufzuschließen. Das besondere an diesem Projekt war die teils eigenständige, teils parallele und synchronisierte genderbezogene Forschung. In einem gemeinsamen Rahmen wurden jungen- und mädchenspezifische Zugänge zu erotischen Darstellungen im Fernsehen durch jeweils 30 Fallstudien untersucht. Die befragten Mädchen geben sehr klar Auskunft darüber wie sie Erotik als Thema im Fernsehen präsentiert haben wollen: Erotik und Sexualität gehört zu Medien allgemein und zum Fernsehen dazu, es darf nur nicht zuviel werden. Eine sensible Dosierung ist wichtig, gleichzeitig wird ein offener Umgang mit diesen Themen gewünscht. Für Mädchen attraktiv ist Erotik im Fernsehen in Kombination mit einer Liebesgeschichte oder mit Spannung und Humor. Die Kommunikation über Erotik im Film ist für sie oft wichtiger als das Betrachten erotischer Inhalte. „Übertriebene“ körperliche Darstellungen sind entweder wenig interessant, weil schon zu oft gesehen oder aber peinlich und Scham besetzt oder werden als unprofessionell abgewertet. Bei den Jungen zeichnete sich ein klarer Trend im Hinblick darauf ab, wie mit Erotischem im Fernsehen umgegangen werden soll, wie Erotik zu ihren Figuren passt. Erotik soll eingebettet sein, sie soll passen und darf quantitativ nicht überwiegen: „zu viel ist zu viel“. Die meisten Jungen räumen der Erotik im virtuellen „Streifraum Fernsehen“ einen selbstverständlichen Platz ein: Erotisches darf oder soll sein, wenn sie sich einbettet in die dort gezeigten Welten, wenn sie sich eingliedert auch in anderen Themenbereichen und für Jungen interessante Genres (etwa Action, Spannung, Sport, Musik, Science Fiktion…). Erotik und Sexualität sind für Jungen also ganz in Ordnung, wenn sie integriert, wenn sie eingebunden sind.

Jungenhelden im Fernsehen

Jungen im Alter zwischen neun und dreizehn Jahren gehen dem Qualitätsfernsehen verloren, sie wandern als Konsumenten ab. Könnte es sein, dass dabei auch die Heldenfiguren von Bedeutung sind, die Jungen in Qualitätssendungen präsentiert werden? Landläufig findet sich eine ganze Reihe von Vorstellungen darüber, was Jungen speziell „als Jungen“ an Fernsehfiguren gefällt (oder nicht), was sie – figurenbezogen – davon abhält, sich für bestimmte Serien oder Sendungen zu interessieren. Bei unserer Untersuchung darüber, wie Jungen Heldenfiguren im Fernsehen wahrnehmen, zeigte sich jedoch, dass es nicht die üblicherweise vermuteten Figuren-Qualitäten sind, die für Jungen attraktiv oder abschreckend sind. In ihrer Bewertung nehmen sie vielmehr Bezug auf eine Vielfalt von Qualitätsaspekten. Im Rahmen der Studie führten wir elf „Jungenworkshops“ in kleinen Gruppen und „Schul-Expertenrunden“ durch. Die Stichprobe umfasste insgesamt rund 150 Jungen. Für einen modernisierten Heldenweg jungenaffiner Fernsehfiguren scheint es insbesondere auf zwei Aspekte anzukommen: dass Aktivität (Handlungsorientierung) einen deutlichen Vorrang vor der Reflexion bekommt; und dass in der Darstellung von Helden nicht ausladend problematisiert wird, sondern Wege zur Lösung aufgezeigt werden, so dass es eine Befreiung vom nur Problematischen, Defizitären und Reflexiven gibt. Kurz: Probleme: Ja! – Problematisierung: Nein!

Ihr Ansprechpartner: Reinhard Winter