Gender-Kompetenz

Genderkompetenzen sind grundlegende soziale Fähigkeiten und Wissensbestände, die sich auf geschlechterbezogenes Handeln beziehen. Biografisch eignet sich jeder Mensch Genderkompetenzen an und bringt diese auch in sein Arbeitsfeld mit. Für ein Arbeiten, das geschlechterbezogene Aspekte produktiv berücksichtigt, müssen diese Kompetenzen reflektiert, erweitert und oft auch modifiziert werden. Dies geschieht in der Auseinandersetzung von alltagskulturellem, latentem Wissen und wissenschaftlich gesicherten Wissensbeständen.

In der Entwicklungsarbeit mit Unternehmen und Verwaltungen, mit sozialen oder Bildungsorganisationen beschreiben wir „Gender-Kompetenz“ in vier Feldern von Fähigkeiten und Qualifikationen:

individuelle, personale Kompetenzen mit Geschlechterthemen
interaktive und soziale Genderkompetenzen
sachlich-informationale Kompetenzen
methodische Kompetenzen

Kompetenzen in diesen Dimensionen werden erweitert und implementiert, indem gleichermaßen Reifungsprozesse (sich erfahren und weiter entwickeln) initiiert und unterstützt wie relevante Bildungsinhalte (Wissen, Verstehen) vermittelt werden.

Beispiele für unsere Programme zur Vermittlung von Gender-Kompetenz

Prozessbegleitung: „Gender Mainstreaming als Qualitätsentwicklung“
Fachseminar „Genderpädagogik“ an der Fachhochschule Nordwestschweiz/Hochschule für Soziale Arbeit, Basel
Seminar „Der männliche Blick“ Gender Mainstreaming für den Mann
Seminar „Alles, was Mann wissen muss!“Genderkompetenzen für Männer

Ihr Ansprechpartner: Gunter Neubauer

Wie man Gesundheit an den Mann bringt

Für viele Jungen und Männer hängen Männlichkeit und „ungesunde“ Verhaltensweisen zeitweise eng zusammen. Ziel unserer Arbeit in derMännergesundheitsförderung ist es deshalb, Männlichkeit mit gesundem und dennoch intensivem und lustvollem Mannsein zu verknüpfen. Dabei erreichen wir Männer am besten über die Fülle des Lebens, über das Gesunde – und weniger über das Kranke oder über das Vermeiden dessen, was krank macht. Bezieht sich Gesundheitsförderung nur auf Risiken und Probleme, dann spricht sie viele Männer nicht an. Gesundheit und Gesundsein werden dann mit Verboten gleichgesetzt: Mit dem Verbot von Mannsein und Lust, mit der Depotenzierung des Männlichen.

In der Männergesundheitsförderung arbeitet SOWITdeshalb vor allem mit Facetten des Gelingenden und erreicht Jungen und Männer durch aktivierende Methoden. Auch in Institutionen richten wir unseren Blick zuerst auf das Gesunde – und dann auf noch offene Potenziale. Wichtig ist uns besonders die Haltung, die wir gegenüber den Männern einnehmen. Wir versuchen, ihnen die Erlaubnis zum Gesundsein zu vermitteln. Ziel ist das Leben in Balancen, mit Lust und Genuss. Zusammen mit Jungen und Männern machen wir uns dabei auf die Suche nach Potenzialen des Männlichen und nach den Chancen des gesunden, gelingenden Mannseins.

Gesundheit verstehen wir als gelebtes, gelerntes, angeeignetes Verhalten und als Bewältigungsform. Deshalb geht es auch um mittel- und langfristige Entwicklungen und um Prävention. Dabei setzen wir bereits bei Jungen und männlichen Jugendlichen an. So entwickeln wir Präventionskonzepte und planen oder begleiten Projekte der Gesundheitsförderung in Schulen und Jugendarbeit, in der Berufsausbildung und in Betrieben. Wir führen ein Methodentraining für die Männergesundheitsförderung durch.

Ihr Ansprechpartner: Gunter Neubauer

Mädchengesundheit, Frauengesundheit

Die Geschlechter zeigen sich in vielen Bereichen mit einem unterschiedlichen Krankheits- und Gesundheitsverhalten und werden auch unterschiedlich „behandelt“. Selbst dem auf der Erscheinungsebene gleichem Verhalten liegen oftmals unterschiedliche Motive zugrunde. Problemlagen bei Mädchen und Frauen sind oft eher verdeckt und wenden sich nach innen, während Jungen und Männer ihre Themen mehr ausagieren und damit „auffällig“ werden. Damit sind unterschiedliche Wahrnehmungen und Bewertungen durch Fachleute, aber auch in der Selbstdefinition und im sozialen Umfeld verbunden.

In der Praxis der Sozialen Arbeit wie auch im beruflichen Kontext wird häufig als Problem beschrieben, dass Mädchen und Frauen so häufig krank sind oder sich krank melden. Mädchen und Frauen scheinen sich Anforderungen oder Überforderungen eher dadurch zu entziehen, dass sie körperliche Symptome entwickeln, als dass sie offen rebellieren. Krankheit erscheint ihnen als legitimer, gesellschaftlich anerkannter Ausweg aus einer Überforderungssituation, ist allerdings als Problemlösungsversuch anzusehen, der eine aktive Übernahme von Verantwortung für das, was krank macht, was als belastend oder unzumutbar empfunden wird, zunächst nicht impliziert. Zusammen mit Fachleuten in betroffenen Institutionen muss der Sinngehalt solchen Verhaltens entschlüsselt werden, bevor wirksame Konzepte erarbeitet und Maßnahmen eingeleitet werden können.

SOWIT bietet Ihnen darüber hinaus geschlechterbezogene Unterstützung bei der Erstellung von Gesundheitskonzeptionen sowieSeminare zu Gesundheitsförderung, Ess-Störungen, selbstverletzendem Verhalten usw.

Ihre Ansprechpartnerin: Anja Wilser

Väterliche Autorität heute

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Elternrollen deutlich gewandelt. Mütter eroberten sich die berufliche Welt als etwas zunehmend Selbstverständliches. Und das gestiegene Interesse von Vätern an ihrer Familie, an Kindern, Erziehung und Küche ist an vielen Stellen erkennbar. So weit, so gut.
Die Kehrseite dieser an sich schönen Entwicklung zeigt sich im Verlust von alten Sicherheiten. Das betrifft das Vatersein an seiner zentralen Stelle. Galt der Vater über Jahrhunderte unhinterfragt als „Herr im Haus“, stellt sich die Frage nach seiner Autorität heute neu und anders. Der alte Patriarch hat ausgedient – aber was dann?
Vor allem wenn sie fehlt wird deutlich, dass väterliche Autorität durchaus auch erwartet wird: von der Partnerin, den Kindern und vom Vater selbst. Andererseits scheint das „Wie“ ziemlich offen: Mancher Vater zieht sich zurück, andere schießen übers Ziel hinaus. Die Rückkehr der Väter in die Familie ließ neue Rivalitäten und Statuskonflikte entstehen. Bei vielen Vätern macht sich Unsicherheit breit: Wie kann väterliche Autorität auf eine gute Weise gelingen?
Kinder brauchen vom Vater vor allem zweierlei: Nähe und Klarheit. Dieses Prinzip prägt auch seine Rolle und damit seine Autorität. Elternpaare müssen sich darin definieren und neue Spielregeln aushandeln. Keine leichte Aufgabe für den Vater, hier seine eigene Klarheit zu finden, seinen Platz einzunehmen und manchmal auch gegenüber der Frau behaupten.
Im Vortrag wird vorgestellt, wie das gelingen kann: Wofür die ganze Familie den Vater braucht und worauf sich deshalb eine moderne, persönliche väterliche Autorität stützen kann. Im Anschluss gibt es Zeit für Diskussionen und Fragen.

Ihr Ansprechpartner: Reinhard Winter

Was tun mit den Jungs?

Die pädagogische Arbeit mit Jungen braucht – neben theoretischen Begründungen – auch eine jungengerechte Methodik. Die passenden Methoden und eine methodische Vielfalt tragen dazu bei, Jungen und ihre Themen besser zu erreichen. Selbstverständlich kann keine Methode allein gute Praxis garantieren. Oft geht es in der Jungenpädagogik deshalb vor allem darum, die Praxis mehr auf die Bedürfnisse von Jungen auszurichten und handlungsbezogene Konzepte zu entwickeln.

Im Seminar werden jungenpädagogische Grundlagen für eine Arbeit mit Jungen vermittelt, die sich am „Gelingenden“ orientiert. Die eigene Rolle als Mann oder Frau in der Arbeit mit Jungen wird beleuchtet. Daneben werden erprobte Methoden vorgestellt und zum Teil selbst erfahren – exemplarisch etwa aus den Bereichen Sexualpädagogik, Suchtprävention, Medienpädagogik, Gewaltsensibilisierung und Aggressionskultivierung. Dabei wird auf eine Mischung von bekannten, aber auf Jungen hin modifizierten „Standards“ und von neuen Methoden geachtet. Zielgruppe des Seminars sind Männer und Frauen, die mit Jungen pädagogisch arbeiten.

Zugänge und Themen:

Warm up’s – Methoden zum Gruppe-Werden und sich kennen lernen
Aktionen und Erlebnispädagogik
Für den Kopf – die Infoblöcke: Lebenslage Junge-Sein, das Balance-Modell, Problemkonzentrationen
Aggressionskultivierung: Methoden zur Gewaltprävention und Selbstbehauptung
Sex-Packs: die spezielle Sexual-Pädagogik für Jungen
Jungenbezogene Suchtprävention
Video: Arbeit mit Videoproduktion und -präsentation
Szenen: Theaterpädagogische Arbeit mit Jungen
Rituale in der Arbeit mit Jungen
Reflexions-, Auswertungs- und Abschlussformen

Ihr Ansprechpartner: Reinhard Winter

Supervision und Coaching

Supervision und Coaching verstehen wir als zeitlich begrenzten Beratungsprozess, der bestimmte Entwicklungsthemen von Einzelnen, Teams oder von Projekten und Institutionen fokussiert. In diesem Sinn werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von uns themen- und zielorientiert supervidiert. Mit einer eigenen Perspektive auf Führungsthemen coachen wir Führungskräfte im Kontext unserer fachlichen Schwerpunkte. Darüber hinaus kann es um individuelle Standortbestimmung und Entwicklung in beruflich bedingten Umgestaltungsprozessen oder in Phasen beruflicher Veränderung gehen. Unsere Spezialität sind die Projektbegleitung und eine Beratung bei Implementierungsfragen.

Dabei sind wir unabhängig und stehen außerhalb der Interessen in Ihrem Arbeitsfeld. Wir denken systembezogen und arbeiten ziel- und lösungsorientiert. In einem Vorgespräch erläutern wir Ihnen unsere Vorgehensweise bei Supervision und Coaching. Je nach Bedarf schlagen wir eher ein kompaktes Vorgehen oder einen fraktionierten Beratungsprozess vor. Wir kennen unsere Grenzen und empfehlen Kolleginnen oder Kollegen, wenn wir einen Auftrag nicht bearbeiten können, oder lehnen Aufträge ab, die wir für nicht erfüllbar halten. Wir sind methodisch kompetent und verfügen über ein breites Spektrum von Interventionen. Unsere Analyseinstrumente fördern Ihr Bewusstsein, Ihre Verantwortung und Handlungsfähigkeit.

Ihr Ansprechpartner: Gunter Neubauer

Frauen in Organisationen und Institutionen

In nahezu allen Bereichen sozialer Arbeit stellen Frauen die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten dar. Schon aus der Tatsache dieses Geschlechterverhältnisses heraus entsteht die Notwendigkeit, sich mit den Auswirkungen auf Teamstruktur, Leitungsfragen und Kommunikationsmuster auseinanderzusetzen.

Wie gehen Frauen mit Leitung und Führung um? Welche Erwartungen werden an sie gestellt?
Wie gehen Frauen mit Macht um? Müssen sie „mächtiger“ auftreten, um ihre Stellung zu wahren?
Wie gehen Frauen mit Konflikten (im Team) um? Erleben sie sich als Vermittlerinnen?
Wie gehen Frauen mit männlichen Kollegen um? Gibt es Unterschiede?
Gibt es „typische“ Rollenverteilungen und Aufgaben? Wie kommt das?

Aus einer systemischen Perspektive ergeben sich hier interessante und neue Zugänge: Wir konstruieren unsere Wirklichkeit selbst – so auch eine „Gender-Wirklichkeit“. Die „Wirklichkeit“ von Frauen und Männern in Institutionen ist (auch) ein aktiv und in wechselseitigen Wahrnehmungs- und Zuschreibungsprozessen kreierter Vorgang. Ein veränderter Blick auf die eigene Wirklichkeit hat Auswirkungen auf Gesamtbild und Gesamtstruktur – und damit erleben wir uns (wieder) als handlungsfähige und gestaltende Akteurinnen sozialer Bezüge.

Dieses Beratungsangebot richtet sich an einzelne Frauen und Teams. Vereinbaren Sie ein Vorgespräch, bei dem wir Ziele, Form und Dauer einer Beratung klären können.

Ihre Ansprechpartnerin: Anja Wilser

Medienforschung: Fernsehen

In den vergangenen Jahren haben wir im Auftrag des IZI – das ist das Kinder- und Jugendforschungsinstitut des Bayerischen Rundfunks – mehrere Medienforschungsprojekte durchgeführt. Drei davon stellen wir hier kurz vor.

Das Variablenmodell „Balanciertes Junge- und Mannsein“

Das Variablenmodell „Balanciertes Junge- und Mannsein“ dient uns als ein Hintergrund in der Praxisentwicklung, -bewertung und -beratung. Wir haben es im Zusammenhang mit einer Studie zu Lebenslagen von Jungen und jungen Männern entworfen (Winter/Neubauer: Kompetent, authentisch und normal? Köln 2004). In der Anwendung öffnet das Modell neue Horizonte der Wahrnehmung von Jungen und Männern sowie neue Ansätze für die praktische Arbeit mit ihnen (Winter/Neubauer: Dies und Das! Tübingen 2001).

Das Balance-Modell besteht aus acht Paaren von Aspekten. Der Begriff „Aspekte“ meint mögliche Kompetenzen und männliche Potenziale.

Konzentration Integration
Aktivität Reflexivität
Präsentation Selbstbezug
(Kulturelle) Lösung (Kulturelle) Bindung
Leistung Entspannung
Heterosozialer Bezug Homosozialer Bezug
Konflikt Schutz
Stärke Begrenztheit

In der Balance zwischen den Aspektpaaren, aber auch zwischen den Aspekten insgesamt liegt das männliche Potenzial in der Moderne: Ein „guter Mann“ oder „gelingendes Mannsein“ ist dadurch charakterisiert, dass die Potenziale jeweils auf beiden Seiten entwickelt sind. Bildlich gesprochen arbeitet das Modell mehr mit dem Käse und weniger mit den Löchern. Wenn wir in der Arbeit mit Jungen und Männern am Gelingenden ansetzen heißt das allerdings nicht, die schwierigen Seiten auszublenden. Es geht mehr darum, sie zu verstehen und für adäquate männliche Äquivalente zu sorgen: Jungen und Männer bekommen dabei etwas, was ihnen vorenthalten wurde.

Aber Vorsicht: Mit dem Modell wird kein neues „Leitbild“ für Männer entworfen. Es führt vielmehr weg von Generalisierungen und öffnet die Qualität von Bandbreiten, ohne auf scheinbar eindeutige traditionelle Stereotype zurückzufallen. Es ist deshalb wie die Moderne selbst: variabel, schillernd und entwicklungsoffen.

Das Modell ist zwischen Theorie und Praxis angesiedelt. Damit ist es nicht einfach „umsetzbar“, sondern braucht Konkretisierungen und die Übersetzungsleistung. Dann kann es in der stärkenden oder Stärken-orientierten Arbeit mit Jungen und Männern hervorragend angewandt werden: bei der Planung oder Diagnostik, für die Analyse von Gruppen und Institutionen oder zur Reflexion pädagogischer Prozesse.

Ihr Ansprechpartner: Reinhard Winter

Figurationen – Jungen und ihre Fernsehfiguren

Die Studie beschäftigt sich mit der Bedeutung beliebter Fernsehfiguren für Jungen. Interessant ist vor allem, was Jungen in die Figuren aktiv „hineinsehen“, also was sie auf die Figur als Bewältigungsunterstützer projizieren. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Interviews mit Jungen (Stichprobe: 40 Einzelinterviews, zusätzlich Gruppeninterviews mit weiteren 40 Jungen). Die Untersuchung konzentriert sich auf das Alter zwischen acht und elf Jahren – medienpädagogisch und forschungsbezogen sicher eine besonders schwierige Zielgruppe. Im Vordergrund stehen aktive Aneignungs- und Bewältigungsprozesse in Bezug auf die Nutzung des Fernsehens: Die geschlechtsbezogene Lebenslage „Jungesein“ in der frühen Jugendphase generiert Themen und Fragestellungen, die (u.a.) über Aneignungsprozesse bewältigt werden. Fernsehen ist eine Form der Aneignung und Bewältigung solcher Themen. Jungen sehen auch deshalb fern, um diese Themen gespiegelt zu bekommen und sie sukzessiv zu bewältigen. Dafür suchen sie sich Sendungen (Sendungsformate, -typen), vor allem aber auch Figuren, die sie bei der Aneignung und Bewältigung solcher Themen begleiten, unterstützen oder perspektivisch-antizipatorisch tragen.